Expertenrunde diskutierte Handlungsbedarfe für das Büroraumklima

5. Juli 2022. Auf Ein­la­dung der Initia­ti­ve Pri­ma­Bü­ro­Kli­ma fand am 28. Juni 2022 ein Exper­ten­ge­spräch zum The­ma „Gutes und siche­res Raum­kli­ma in Büro­um­ge­bun­gen“ statt. Im Mit­tel­punkt des Round­ta­bles stand die Anpas­sung des staat­li­chen Arbeits­schut­zes zum Innen­raum­kli­ma an neue Erkennt­nis­se und jün­ge­re Erfahrungen.

Zu den Teil­neh­mern des Round­ta­bles gehör­ten so renom­mier­te Raum­kli­ma-Exper­ten wie Dr. Simo­ne Peters (IFA), Dr. Cari­na Jehn (VBG), Dr. Kers­ten Bux (BAuA), Dr. Kai Rewitz (RWTH Aachen Uni­ver­si­ty) und Dr. Heinz Fuch­sig (AUVA). Ziel des Exper­ten­ge­sprächs war es, den Aus­tausch zum The­ma Raum­kli­ma in Büro­um­ge­bun­gen zu för­dern, Sach­ver­hal­te auf­zu­klä­ren sowie Dis­kus­si­ons- und Hand­lungs­be­dar­fe festzustellen.

Als Basis dien­te eine im Mai 2022 im Fach­ma­ga­zin OFFICE ROXX erschie­ne­ne Umfra­ge zu raum­kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen siche­rer Büro­ar­beit. An die dort ver­öf­fent­lich­ten State­ments wur­de ange­schlos­sen. Im Fokus stand vor allem, wel­che Rege­lun­gen über die bereits bestehen­den hin­aus noch sinn­voll sein könnten.

Die Exper­ten­run­de war sich einig, dass dem The­ma Innen­raum­kli­ma durch die Coro­na­pan­de­mie end­lich die Bedeu­tung zuge­kom­men ist, die ihm gebührt. Die Wel­le der ent­stan­de­nen Auf­merk­sam­keit müs­se nun genutzt wer­den, um zu allen rele­van­ten Aspek­ten des facet­ten­rei­chen The­mas auf­zu­klä­ren, zum Bei­spiel auch zu Luft­tem­pe­ra­tur, Luft­ge­schwin­dig­keit, Luft­feuch­te, Fein­staub, Schadstoffe/VOC und Schimmel.

Wel­che Rege­lun­gen des staat­li­chen Arbeits­schut­zes zum Innen­raum­kli­ma sind neu­en Erkennt­nis­sen und jün­ge­ren Erfah­run­gen ent­spre­chend noch wei­ter anzu­pas­sen? Das war die zen­tra­le Fra­ge des Round­ta­bles. Laut Dr. Kers­ten Bux von der BAuA sind bereits coro­nabe­ding­te Anpas­sun­gen erfolgt, etwa in den Tech­ni­schen Regeln hin­sicht­lich der Lüf­tung in Form der SARS-CoV-2-Arbeits­schutz­re­gel. Jedoch sei bei den ent­spre­chen­den Stel­len aktu­ell noch vie­les in Arbeit und die­se jeder­zeit offen für Vorschläge.

Ein sol­cher Vor­schlag folg­te prompt von Domi­nic Gie­sel von Cond­air Sys­tems. Er plä­dier­te für die Auf­nah­me einer Min­dest­feuch­te von 40 Pro­zent in Innen­räu­men. Nicht zuletzt wur­den in dem im März erschie­ne­nen natio­na­len Anhang der DIN EN 16798 Teil 1 die Emp­feh­lun­gen für die Min­dest­luft­feuch­ten in Gebäu­den im Ver­gleich zur Euro­päi­schen Norm mas­siv ange­ho­ben. In den Regel­wer­ken und Emp­feh­lun­gen der Trä­ger der gesetz­li­chen Unfall­ver­si­che­rung und der BAuA wer­de eine pau­scha­le Min­dest­luft­feuch­te zur­zeit nicht emp­foh­len. Laut Dr. Bux ist in die­sem Punkt kurz­fris­tig auch mit kei­ner Ände­rung zu rech­nen, was aber nicht aus­schlie­ße, dass dies spä­ter ein­mal der Fall sein könne.

Dr. Cari­na Jehn von der VBG gab in die­sem Zusam­men­hang zu beach­ten, dass im Arbeits­schutz die Sicher­heit und Gesund­heit im Vor­der­grund ste­hen und nicht alle tech­ni­schen Errun­gen­schaf­ten hier­für ziel­füh­rend sind. Es sei auch zu beden­ken, dass bei einer Fest­schrei­bung einer Min­dest­luft­feuch­te alle Unter­neh­men, unab­hän­gig davon, ob sie eine tech­ni­sche Lüf­tung oder eine Fens­ter­lüf­tung ein­set­zen, zur Ein­hal­tung ver­pflich­tet seien.

Einen wei­te­ren Vor­schlag for­mu­lier­te Bernd Opitz von Fel­lo­wes. Er for­der­te Klar­heit in Bezug auf die Kri­te­ri­en für Luft­rei­ni­ger, etwa hin­sicht­lich der erfor­der­li­chen Anzahl der Luft­wech­sel, der aus­rei­chen­den Eig­nung von H13- gegen­über H14-Hepa­fil­tern und einer rea­lis­ti­schen Lautstärke.

Dr. Rewitz von der RWTH Aachen zeig­te auf, dass CO2 im All­ge­mei­nen ein guter Indi­ka­tor zur Bestim­mung des Infek­ti­ons­ri­si­kos in Innen­räu­men ist. Als Aus­nah­me müs­se aber beach­tet wer­den, dass Luft­rei­ni­ger kein CO2, sehr wohl aber Viren filtern.

Bei der abschlie­ßen­den Fra­ge, wie das Arbei­ten im Büro hin­sicht­lich der raum­kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen wohl in zehn Jah­ren aus­se­hen wer­de, bestand ein­hel­lig die Auf­fas­sung, dass hier der Kli­ma­wan­del mit stei­gen­den Tem­pe­ra­tu­ren die größ­te Her­aus­for­de­rung dar­stel­le, der man sich nicht früh genug stel­len könne.

„Luft ist ein Lebens­mit­tel. Das ist vie­len erst durch die Coro­na­pan­de­mie bewusst gewor­den. Die Auf­merk­sam­keit, die aktu­ell auf dem The­ma Raum­kli­ma liegt, muss genutzt wer­den, um über alle sei­ne wich­ti­gen Aspek­te auf­zu­klä­ren. Dazu sind alle gefragt: Poli­tik, Wis­sen­schaft, Medi­en, aber auch die Ver­tre­ter des staat­li­chen Arbeits­schut­zes, der gesetz­li­chen Unfall­ver­si­che­run­gen sowie die Beauf­trag­ten für das betrieb­li­che Gesund­heits­ma­nage­ment und nicht zuletzt die Mit­ar­bei­ten­den selbst. Bei allen aktu­el­len Pro­ble­men muss auch bereits drin­gend Vor­sor­ge in Bezug auf die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels getrof­fen wer­den, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich wei­ter stei­gen­der Tem­pe­ra­tu­ren“, resü­mier­te Dr. Robert Neh­ring, Spre­cher der Initia­ti­ve Pri­ma­Bü­ro­Kli­ma.