Wenn Online-Meetings zur Strapaze werden

28. Dezem­ber 2021. Das Insti­tut für Arbeit und Gesund­heit der Deut­schen Gesetz­li­chen Unfall­ver­si­che­rung (IAG) hat die Pra­xis­hil­fe „Zoom-Fati­gue“ ver­öf­fent­licht. Sie ent­hält Tipps zur Ver­mei­dung von Erschöp­fung durch Videokonferenzen.

Seit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie sind Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen nur sehr sel­ten mög­lich und Video­kon­fe­ren­zen das Mit­tel der Wahl. Doch das stän­di­ge Star­ren auf den Bild­schirm, Bewe­gungs­man­gel und das Gefühl, beob­ach­tet zu wer­den, for­dern ihren Tri­but. Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen, Unge­duld und erhöh­te Reiz­bar­keit kön­nen die Fol­ge sein. Füh­len sich Beschäf­tig­te durch die Teil­nah­me an Video­kon­fe­ren­zen stark bean­sprucht, müde und erschöpft, spricht man von Zoom-Fati­gue. Der Begriff lei­tet sich ab von der bekann­ten Soft­ware für Video­kon­fe­ren­zen und dem fran­zö­si­schen Wort für Müdig­keit und Erschöp­fung („Fati­gue“).

Stressfaktor Nummer eins: Eingeschränkte Bewegung

„Video­kon­fe­ren­zen sind für vie­le Men­schen anstren­gen­der als per­sön­li­che Mee­tings“, sagt Dr. Chris­ti­na Heit­mann, Refe­ren­tin im Bereich Arbeits­ge­stal­tung – Demo­gra­fie am IAG. In ver­schie­de­nen Stu­di­en, die in der Pra­xis­hil­fe vor­ge­stellt wer­den, wur­den die Grün­de dafür unter­sucht. Größ­ter Stress­fak­tor sei dem­nach die Bewe­gungs­ein­schrän­kung. Um nicht aus dem Kame­ra­fo­kus zu rut­schen, müss­ten Beschäf­tig­te zuwei­len stun­den­lang in einer Posi­ti­on ver­har­ren. „Außer­dem wird man nicht nur stän­dig beob­ach­tet, son­dern sieht sich auch noch per­ma­nent selbst auf dem Bild­schirm.“ Wei­te­re Belas­tungs­fak­to­ren: Es fehlt der Small Talk in den durch­ge­tak­te­ten Mee­tings, die non­ver­ba­len Hin­weis­rei­ze der ande­ren sind nicht immer leicht zu ent­schlüs­seln und es kann zu – oft unge­woll­ten – Ein­bli­cken in die eige­ne Pri­vat­sphä­re kom­men. Wenn dann auch noch die Tech­nik streikt, ist die Erschöp­fung vorprogrammiert.

Pausen machen und sinnvoll nutzen

Leicht umsetz­ba­re Maß­nah­men kön­nen hel­fen, der Zoom-Fati­gue vor­zu­beu­gen. „Ide­al sind mög­lichst kurz gehal­te­ne Online-Mee­tings mit guter Mode­ra­ti­on, kla­rer Tages­ord­nung sowie aus­rei­chend Pau­sen zwi­schen den Mee­tings und auch wäh­rend­des­sen“, so Dr. Chris­ti­na Heit­mann. Effi­zi­en­te Mee­tings begin­nen bereits mit der Vorbereitung.

  • Vor­ab prü­fen, ob eine Teil­nah­me an einem Online-Mee­ting nötig ist. Das ver­rin­gert die Anzahl eige­ner Video­kon­fe­ren­zen und redu­ziert die Belas­tung der Ver­blei­ben­den durch einen klei­ne­ren Teilnehmerkreis.
  • Vor dem Start sicher­stel­len, dass Hard- und Soft­ware rei­bungs­los funktionieren.
  • Wer durch den eige­nen Anblick in Mee­tings abge­lenkt ist, soll­te vor­ab klä­ren, ob und in wel­chen Situa­tio­nen die Kame­ra aus­ge­schal­tet wer­den kann.

Pau­sen soll­ten sinn­voll und zur Erho­lung genutzt wer­den. „Das bedeu­tet, lie­ber ein paar Locke­rungs­übun­gen zu machen, statt Pri­va­tes auf dem Han­dy zu erle­di­gen“, so Dr. Chris­ti­na Heit­mann. „Vor allem im Home­of­fice sind Beschäf­tig­te gefor­dert, selbst auf gesun­de Arbeits­be­din­gun­gen zu ach­ten. Sie müs­sen die­se aber auch vom Unter­neh­men ein­for­dern. Hier sind spe­zi­ell die Füh­rungs­kräf­te in der Pflicht, die Bedürf­nis­se der Mit­ar­bei­ten­den im Blick zu behalten.”

Die Pra­xis­hil­fe des IAG gibt einen Über­blick über Ursa­chen, Sym­pto­me und Maß­nah­men gegen Zoom-Fati­gue und kann hier her­un­ter­ge­la­den wer­den. Ergän­zend dazu hat das IAG den Check-up Zoom-Fati­gue zur Selbst­re­fle­xi­on ent­wi­ckelt. Der Fra­ge­bo­gen hilft Füh­rungs­kräf­ten und Beschäf­tig­ten bei der Ein­schät­zung, wie hoch das eige­ne Risi­ko für die Online-Müdig­keit ist.