22. März 2019. Der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA, Dachverband der deutschen Immobilienwirtschaft, veranstaltete am 21. März den Tag der Büroimmobilie und schuf damit eine spannende Schnittstelle zwischen Asset-Interessen, Nutzerbedarfen, sozialen und städtebaulichen Trends sowie – nicht zuletzt – den Bedürfnissen der Beschäftigten im Büro selbst.
Das Grußwort kam daher nicht etwa aus dem Wirtschaftsministerium, wie man bei dieser Klientel hätte denken können. Der ZIA hatte stattdessen Björn Böhning eingeladen, der im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) als Staatssekretär für den Bereich Digitalisierung und Arbeitswelt verantwortlich ist. Er stellte heraus, dass es im Angesicht neuer Arbeitsmodelle wichtig sei, einen „Flexibilitätskonsens für mobile Arbeit“ herzustellen. Mobile Arbeit wirkt sich nämlich durchaus auf die Immobilien aus.
Geringer Leerstand bei Büroimmobilien
Die Immobilienbetreiber finden derweil Rahmenbedingungen vor, die zugleich luxuriös und auch gefährlich sind: Der Leerstand bei Büroimmobilien beträgt in den Top 35 Standorten der Bundesrepublik im Schnitt nur 3,5 Prozent. Gleichzeitig sind neue Flächen in den beliebten stadtnahen Gebieten immer schwieriger zu bekommen. Die Herausforderungen für Entwickler, Investoren und Nutzer angesichts des rasant voranschreitenden Strukturwandels in der Arbeitswelt sind daher groß: „Die Immobilien müssen Activity-Based-Working unterstützen“, erklärte etwa Ralf Heuser, Head of Solutions Development bei Jones Lang LaSalle. Doch Hugo Daiber schränkte später ein. Der Chef von Daimler Real Estate konstatierte knapp: „Die neue Art des Arbeitens lässt sich nicht in Bestandsflächen umsetzen.“ Durchaus ein kleines Dilemma.
Gestaltung der neuen Arbeitswelt
Aber die Herausforderungen enden damit bei weitem nicht, waren sich alle Speaker und die meisten der rund 400 Besucher einig. Denn wenn es um die Gestaltung der neuen Arbeitswelt geht, kommen neue Probleme auf die Nutzer der Immobilien und ihre Beschäftigten zu. Denn obwohl gute Flächenkonzepte nachweislich weniger Krankheitstage und eine geringere Fluktuation die Produktivität förderten, wie Meike Borchers von WSP Deutschland feststellte, gehen mit der Umsetzung zahlreiche Anforderungen an Mensch, Raum und Technologie einher. So forderte etwa Bettina Reichart, die bei der Lufthansa Projektleiterin für das Thema New Workspace ist: „Es muss eine neue Führungskultur her. Die Arbeit muss sich verändern.“ Fabian Schuster, Partner bei Ernst & Young Real Estate, ergänzte: „Technologie und Führungsverhalten müssen neue Arbeitsmethoden unterstützen, hier besonders im Hinblick auf virtuelle Teams. Das Büro verliert seine Bedeutung für Einzelarbeit und wird zum Ort der Kommunikation, der Begegnung.“
Nicht wirklich bahnbrechende Erkenntnisse für diejenigen, die bereits tief im Thema waren. Doch aus Sicht der Immobilienwirtschaft durchaus Neuland, das der ZIA hier mit der Platzierung des Themas Büro mit großem Erfolg betrat. Und dass letztlich auch noch über diejenigen gesprochen wurde, die von der so genannten New Work am meisten betroffen sind, nämlich die Beschäftigten im Büro, dürfte in diesem Kreis nicht selbstverständlich sein. Wurde es aber, denn man darf die Menschen beim Sprint in die Zukunft nicht zurück lassen: „Es ist wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen Teil des Prozesses sind.“, meinte Björn Christmann, Head of Global Real Estate Management bei Bayer. „Mit Change-Management kann man nicht früh genug anfangen.“
Es war ein aufschlussreicher Tag, der mit der abendlichen Verleihung des ZIA Office Awards noch lange nicht endete. Er bot einen spannenden Einblick in eine komplizierte Gemengelage vor dem Hintergrund diverser Megatrends einerseits, vor einer nicht absehbaren Marktentwicklung andererseits. Frank Hermanns von Edge Technologies erdete viele der Anwesenden allerdings zum rechten Zeitpunkt mit einem Bonmot, das der Officionado nur teilen kann: „Lasst uns gesunde Arbeitswelten schaffen. Damit haben wir schon genug vor uns.“