Zu wenig Bewegung im Home-(Office)

16. Juni 2021. Wie hal­ten Sie es mit der Bewe­gung bei der Büro­ar­beit? Das woll­te der OFFICE ROXX Blog von sei­nen Lesern wis­sen. Vom 17. bis 28. Mai 2021 wur­de dort im Auf­trag der Initia­ti­ve „Bewe­gung im Büro“ eine Befra­gung durch­ge­führt. Die Ergeb­nis­se sind alarmierend.

OFFICE-ROXX-Leserumfrage-Bewegung

Vor über einem Jahr setz­te die gro­ße Flucht ins Home­of­fice ein. Nach anfäng­li­cher Eupho­rie über den weg­fal­len­den Weg zur Arbeit und die pro­duk­ti­ve Ruhe daheim zeig­te sich aber bald auch die Schat­ten­sei­te der Heim­ar­beit. Erst seit eini­gen Mona­ten wer­den auch expli­zit die Fol­gen des Bewe­gungs­man­gels zu Hau­se the­ma­ti­siert. Büro­ar­beit steht ohne­hin im Ruf, für eine Bewe­gungs­ar­mut ver­ant­wort­lich zu sein, die ver­hee­ren­de Fol­gen für die Gesund­heit nach sich zie­hen kann. Wenn dann im Home­of­fice auch noch der Arbeits­weg, die Trep­pen und der Gang zu den Kol­le­gen ent­fal­len, besteht die Gefahr, dass sich noch weni­ger bewegt wird.

Schlechtes Zeugnis für die Bewegung im Allgemeinen

An der Leser­um­fra­ge „Bewe­gung bei der Büro­ar­beit 2021“ haben 723 Büro­be­schäf­tig­te aus Deutsch­land teil­ge­nom­men. Mit dem Anteil, den kör­per­li­che Bewe­gung im eige­nen Leben aus­macht, waren die Befrag­ten im Durch­schnitt nur mäßig zufrie­den. Im Schnitt wur­de die Schul­no­te 3,5 erreicht, ein schlech­tes Zeug­nis für die Bewe­gung. Aber immer­hin machen 45 Pro­zent regel­mä­ßig min­des­tens zehn Minu­ten lan­ge Arbeits­pau­sen, um sich zu bewegen.

Fast zwei Drittel bewegen sich im Homeoffice weniger

Der Home­of­fice-Anteil an der eige­nen Büro­ar­beit beträgt bei den Umfra­ge­teil­neh­mern im Durch­schnitt 62 Pro­zent. Umge­rech­net auf eine Fünf-Tage-Woche dürf­ten das in der Regel drei vol­le Tage Heim­ar­beit sein.

59 Pro­zent der Umfra­ge­teil­neh­mer bewe­gen sich im Home­of­fice weni­ger als im Büro, zwölf Pro­zent mehr. 29 Pro­zent stel­len kei­nen nen­nens­wer­ten Unter­schied fest oder kön­nen dies nicht einschätzen.

„Dass sich rund zwei von drei Büro­be­schäf­tig­ten im Home­of­fice weni­ger bewe­gen als im Fir­men­bü­ro, mag wenig über­ra­schen und auch der Erfah­rung der meis­ten ent­spre­chen. Gleich­wohl ist dies alar­mie­rend, wenn man sich bewusst macht, dass bereits vor der Pan­de­mie ein star­ker Bewe­gungs­man­gel bei der Büro­ar­beit herrsch­te“, so Dr. Robert Neh­ring, Spre­cher der Initia­ti­ve „Bewe­gung im Büro“.

Im Homeoffice wird noch mehr gesessen als im Office

Exper­ten emp­feh­len seit Jah­ren einen Hal­tungs­mix aus 60 Pro­zent Sit­zen, 30 Pro­zent Ste­hen und zehn Pro­zent Gehen bei der Büro­ar­beit. Die Umfra­ge­teil­neh­mer ver­brin­gen laut eige­ner Aus­sa­ge im Schnitt 73 Pro­zent ihres Home­of­fice-Tages im Sit­zen, elf Pro­zent im Ste­hen und sie­ben Pro­zent mit Gehen. Im Büro fällt oder fiel der Mix im Durch­schnitt so aus: 65 Pro­zent Sit­zen, 18 Pro­zent Ste­hen, neun Pro­zent Gehen. In Home­of­fice und Office wird dem­nach zu viel geses­sen, zu wenig gestan­den und zu wenig gegan­gen. Daheim sieht die Bilanz deut­lich schlech­ter aus als im Firmenbüro.

Exper­ten sagen, dass wir ins­ge­samt maxi­mal 4,5 Stun­den am Tag sit­zen soll­ten. Ober­halb die­ser Anzahl kön­nen wir gesund­heit­li­che Schä­den, die wir über den Tag durch das lan­ge Sit­zen ange­sam­melt haben, nicht mehr nach­träg­lich durch Bewe­gung aus­glei­chen. „Ange­sichts unse­rer Umfra­ge­da­ten scheint die­se Maxi­mal­dau­er für Büro­be­schäf­tig­te voll­kom­men illu­so­risch“, kom­men­tiert Dr. Robert Nehring.

Homeoffice-Ausstattung lässt zu wünschen übrig

Könn­te die Bewe­gungs­ar­mut auch auf die Aus­stat­tung im Büro und daheim zurück­zu­füh­ren sein? Die OFFICE-ROXX-Befra­gung scheint dies nahe­zu­le­gen. Die Ant­wor­ten auf die Fra­ge „Wie ergo­no­misch bzw. bewe­gungs­för­dernd ist Ihr Arbeits­platz im Home­of­fice?“ erga­ben im Schnitt die Schul­no­te 3,7. In Bezug auf den Arbeits­platz im Büro wur­de hier eine Durch­schnitts­no­te von 2,9 erreicht. Ergo­no­mie und Bewe­gungs­för­de­rung las­sen dem­nach sehr zu wün­schen übrig. Erwar­tungs­ge­mäß vor allem im Homeoffice.

Im Home­of­fice ver­fü­gen laut der Befragung:

  • 12,8 Pro­zent über eine Sitz-Steh-Lösung (einen sol­chen Tisch, einen Tisch­auf­satz oder ähnlich),
  • 25,9 Pro­zent über einen ergo­no­mi­schen bzw. bewe­gungs­för­dern­den Stuhl und
  • 4,9 Pro­zent über beides.

Im Fir­men­bü­ro verfügen:

  • 22,8 Pro­zent über eine Sitz-Steh-Lösung,
  • 39,8 Pro­zent über einen ergo­no­mi­schen bzw. bewe­gungs­för­dern­den Stuhl und
  • 19,8 Pro­zent über beides.

Dem­nach sind bewe­gungs­för­dern­de Lösun­gen, ins­be­son­de­re Sitz-Steh-Lösun­gen und Arbeits­stüh­le, die wenigs­tens über eine fle­xi­ble Rücken­leh­ne ver­fü­gen, im Home­of­fice deut­lich weni­ger ver­brei­tet. Über bei­de Bewe­gungs­hel­fer ver­fü­gen hier nur fünf Pro­zent. Im Fir­men­of­fice liegt der ent­spre­chen­de Anteil bei cir­ca 20 Pro­zent. In Home­of­fice und Office besteht an die­ser Stel­le Hand­lungs­be­darf. Im Heim­bü­ro ist er deut­lich höher.

Jeder Vierte will in mehr Bewegung im Homeoffice investieren

Soll die­ser Zustand so blei­ben oder sind ent­spre­chen­de Anschaf­fun­gen geplant? Auch danach wur­de gefragt. Gene­rell haben Anschaf­fun­gen für ihr Home­of­fice bereits getätigt:

  • 29,7 Pro­zent für bis zu 500 Euro,
  • 7,2 Pro­zent für bis zu 1.000 Euro und
  • 4,8 Pro­zent für über 1.000 Euro.

53,8 Pro­zent der Befrag­ten haben noch nicht in ihr Home­of­fice investiert.

Wie aber sieht es in Bezug auf die Bewe­gungs­för­de­rung aus? Inves­ti­tio­nen in eine ergo­no­mi­sche bzw. bewe­gungs­för­dern­de Aus­stat­tung ihres Home­of­fice-Arbeits­plat­zes haben geplant:

  • 16,2 Pro­zent für bis zu 500 Euro,
  • 7,9 Pro­zent für bis zu 1.000 Euro und
  • 1,4 Pro­zent für über 1.000 Euro.

40,3 Pro­zent pla­nen der­zeit kei­ne der­ar­ti­gen Investitionen.

Inves­ti­tio­nen in die ergo­no­mi­sche bzw. bewe­gungs­för­dern­de Aus­stat­tung ihres Büro­ar­beits­plat­zes sind im Ver­gleich dazu geplant von:

  • 6,9 Pro­zent für bis zu 500 Euro,
  • 2,4 Pro­zent für bis zu 1.000 Euro und
  • 3,4 Pro­zent für über 1.000 Euro.

Bei 40,7 Pro­zent sind der­zeit kei­ne sol­chen Inves­ti­tio­nen in den Büro­ar­beits­platz vorgesehen.

Für mehr Bewegung in Office und Homeoffice

Dass jeder Vier­te beab­sich­tigt, in eine ergo­no­mi­sche bzw. bewe­gungs­för­dern­de Aus­stat­tung sei­nes Home­of­fice-Arbeits­plat­zes zu inves­tie­ren, ist ein gutes Zei­chen. Ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Den­noch bleibt hier gro­ßes Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al. Zusätz­lich gilt es zu beach­ten, dass bewe­gungs­för­dern­de Lösun­gen auch noch ihrem Zweck ent­spre­chend genutzt wer­den müs­sen. Was nutzt eine Sitz-Steh-Lösung, wenn sie nie in die Steh­hö­he gebracht wird?

„Im Home­of­fice ist nicht alles eitel Son­nen­schein. Das Ende der Home­of­fice-Pflicht ist bei ent­spre­chend nied­ri­gen Inzi­denz­zah­len über­fäl­lig. Die Pan­de­mie hat deut­lich gezeigt, dass das Home­of­fice nicht für jeden Büro­be­schäf­tig­ten der bes­se­re Arbeits­ort ist. Wir müs­sen dahin kom­men, dass jeder Ein­zel­ne vor allem da arbei­ten kann, wo dies in Bezug auf sei­ne Gesund­heit, sein Wohl­be­fin­den und sei­ne Pro­duk­ti­vi­tät sowie im Ein­klang mit der Kul­tur und den Zie­len des Arbeit­ge­bers am bes­ten mög­lich ist“, sagt Dr. Robert Neh­ring als Chef­re­dak­teur von OFFICE ROXX.

723 Teilnehmer, vor allem Büroangestellte

An der Leser­um­fra­ge „Bewe­gung bei der Büro­ar­beit 2021“ haben 723 Büro­be­schäf­tig­te aus Deutsch­land teil­ge­nom­men. 76,5 Pro­zent der Teil­neh­mer waren Büro­an­ge­stell­te. 9,3 Pro­zent sind Selbst­stän­di­ge und 6,9 Pro­zent gehö­ren einer Geschäfts­füh­rung an. 11,2 Pro­zent arbei­ten als Büro­ein­käu­fer. Hier waren Mehr­fach­nen­nun­gen mög­lich. Das Durch­schnitts­al­ter der Befrag­ten betrug 44 Jah­re. 52 Pro­zent sind männ­lich, 48 Pro­zent weiblich.

Ent­schei­dun­gen in Bezug auf die Büro­aus­stat­tung im Fir­men­of­fice tref­fen 37,4 Pro­zent der Befrag­ten, Ent­schei­dun­gen in Bezug auf die Aus­stat­tung des Home­of­fice 78,3 Pro­zent. Die Grö­ße der Unter­neh­men, in denen die Umfra­ge­teil­neh­mer arbei­ten, wur­de wie folgt ange­ge­ben: 26,6 Pro­zent 1–10 Beschäf­tig­te, 25,9 Pro­zent 11–100, 16,2 Pro­zent 101–500 und 27,6 Pro­zent 500 und mehr Beschäftigte.

JETZT ANMELDEN: DNB-Semi­nar zur Bewe­gungs­för­de­rung im Büro

Das Deut­sche Netz­werk Büro ver­an­stal­tet am Diens­tag, dem 6. Juli, von 10 bis 12 Uhr ein Online-Semi­nar zum The­ma „Bewe­gungs­för­de­rung im Büro“. Es rich­tet sich an Ver­ant­wort­li­che in Unter­neh­men und Beratende.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Anmel­dung, den Platt­for­men und den Vor­tra­gen­den fin­den sich hier.