26. September 2016. Karriereorientierte Generation Golf, sinnsuchende Generation Y – lange wurde der Diskurs um die „neue Arbeitswelt“ von diesen und weiteren Generationenzuschreibungen dominiert. Eine neue Studie des Bundesarbeitsministeriums zeigt nun, dass die „Generationen-Denke“ aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar ist.
Generation X, Y oder Z: Die Einteilung von Erwerbstätigen in verschiedene Generationen und spezifische Denkweisen ist überholt. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie „Wertewelten Arbeiten 4.0“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Im Rahmen der Studie wurden auf Basis des Mikrozensus 2013 1.200 Tiefeninterviews mit Beschäftigten aus allen Altersgruppen geführt. Eine Sonderauswertung der Studie durch die Initiative Neue Qualität der Arbeit zeigt nun: Die Werte- und Wunschvorstellungen von guter Arbeit lassen sich keineswegs bestimmten Altersgruppen zuordnen. Die sinnsuchende Generation Y, wie sie allgemein oft beschrieben wird, existiert also in der Form nicht.
Peer-Oliver Villwock, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, sieht daher die Notwendigkeit des Umdenkens in der Personalführung: „Für Arbeitgeber und Führungskräfte ist es wohl an der Zeit, den Glauben an eine Generation Y oder andere homogene Gruppen hinter sich zu lassen. Die Arbeitswelt ist einfach komplexer und schnelllebiger, die Vorstellungen von guter Arbeit sind vielfältiger. Seit vielen Jahren versuchten Personalverantwortliche, den spezifischen Ansprüchen einer bestimmten Altersgruppe gerecht zu werden. Die Studie „Wertewelten Arbeiten 4.0“ erklärt anschaulich, weshalb diese Bemühungen zum Scheitern verurteilt sind. „Egal ob Weiblein oder Männlein, ob jung oder alt, überall findet sich eine große Vielfalt an Bedürfnissen“, so Villwock weiter.
Insgesamt ergeben sich aus den Interviews der Studie also keine soziodemografischen Trennlinien, sondern sieben Wertewelten, die sich über alle Altersgruppen und soziale Schichten hinweg erstrecken.
Wertewelten als Kompass für eine moderne Arbeitskultur
Zugehörige der größten Wertewelt 1 (30 Prozent) wünschen sich von ihrer Arbeit vor allem Sicherheit, sowohl im Hinblick auf den finanziellen Ertrag ihrer Arbeit, als auch auf die Gesellschaft, in der sie leben. Während die erste Wertewelt noch einen größeren Prozentsatz ausmacht, verteilen sich die restlichen Befragten relativ homogen auf weitere sechs Wertewelten. So sehen rund 15 Prozent der Befragten ihr Idealbild geprägt durch Wertschätzung und Leistung, sowohl auf zwischenmenschlicher, als auch auf finanzieller Ebene. 11 Prozent gehen einen Schritt weiter: Effizienz, Verantwortung und Tempo sind für sie keine Belastung, sondern Motivation. Ähnlich ehrgeizig, dabei jedoch freiheitsliebender, sind 10 Prozent der Befragten. Für sie stehen Gestaltungsspielräume und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung an erster Stelle. Nach einem Ausgleich zwischen sinnvoller Tätigkeit und einem erfüllten Privat- und Familienleben streben 14 Prozent, während 13 Prozent den Sinn ihres Lebens außerhalb der Arbeit suchen.
Der neue Führungsstil: individuell und selbstorganisiert
Die Aufteilung der Wertewelten über alle Altersgruppen hinweg zeigt: Unterschiedliche Werte, Einstellungen und Meinungen machen einheitliche Lösungen unbrauchbar. Wie eine moderne Arbeitskultur den sich verändernden Rahmenbedingungen und den vielfältigen Wertevorstellungen der Menschen gerecht werden kann, zeigt die Studie „Führungskultur im Wandel“ der Initiative Neue Qualität der Arbeit: In 400 Tiefeninterviews mit Führungskräften fordern mehr als drei Viertel der Befragten eine grundlegende Änderung in der aktuellen Führungspraxis. Während hierarchische Systeme als überholt angesehen werden, gewinnen Flexibilität, Diversität und sich selbst organisierende Netzwerke an Bedeutung. Nur in diesen flexiblen Systemen lassen sich die komplexen Bedürfnisse und Arbeitsweisen in der Arbeitsrealität 4.0 umsetzen.
Weitere Informationen zur Studie „Wertewelten – Arbeiten 4.0“ sowie die Möglichkeit zum Selbsttest finden Sie unter:
http://www.arbeitenviernull.de/mitmachen/wertewelten/studie-wertewelten.html
Im Rahmen der Messe Zukunft Personal (18. Oktober bis 20. Oktober 2016, Messegelände Köln) stellt die next practice GmbH die Studie auf den INQA-Thementagen vor. Die Präsentation findet statt am 20.10.2016, von 12:00 bis 13:30 Uhr.
Die Initiative Neue Qualität der Arbeit: Zukunft sichern, Arbeit gestalten
Attraktive Arbeitsbedingungen sind heute mehr denn je ein Schlüssel für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland und bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Fachkräftesicherung in Unternehmen und Verwaltungen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt daher mit der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) eine Plattform, auf der sich Verbände und Institutionen der Wirtschaft, Unternehmen, Gewerkschaften, die Bundesagentur für Arbeit, Sozialversicherungsträger, Kammern und Stiftungen gemeinsam mit der Politik für eine neue, nachhaltige Arbeitskultur einsetzen – entlang der Themenfelder Personalführung, Gesundheit, Wissen & Kompetenz sowie Chancengleichheit & Diversity. Als unabhängiges Netzwerk bietet die Initiative konkrete Beratungs- und Informationsangebote für Betriebe und Verwaltungen sowie vielfältige Austauschmöglichkeiten in zahlreichen – auch regionalen – Unternehmens- und Branchennetzwerken.
Weitere Informationen zur Initiative Neue Qualität der Arbeit finden Sie unter www.inqa.de