Ist Sitzen wirklich das neue Rauchen?

15. Janu­ar 2025. Stun­den­lan­ges Sit­zen scha­det der Gesund­heit. Des­halb soll­te der Ruhe­mo­dus immer wie­der unter­bro­chen wer­den. Die Berufs­ge­nos­sen­schaft Ener­gie Tex­til Elek­tro Medi­en­er­zeug­nis­se (BG ETEM) hat fünf Tipps für einen dyna­mi­sche­ren Arbeitsalltag.

Vie­le Men­schen sit­zen zu viel und zu lang. Die­se Bewe­gungs­ar­mut kann lang­fris­tig krank machen. Sit­zen sei das neue Rau­chen, war­nen Exper­ten schon seit Jah­ren. Ein pro­vo­kan­ter, aber trotz­dem klug gewähl­ter Ver­gleich, fin­det Ste­fan Kin­der­mann, Sport­wis­sen­schaft­ler und Refe­rent für Ergo­no­mie bei der BG ETEM: „Über­mä­ßi­ges Sit­zen ist für den Kör­per zwar nicht so schäd­lich wie Rau­chen, bei dem man dem Kör­per aktiv Gift­stof­fe zuführt. Über die Gesamt­be­völ­ke­rung und einen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg betrach­tet, sind die Fol­gen aber trotz­dem erheblich.“

Beim Sit­zen ist der Kör­per in einem Ruhe­mo­dus: Der Stoff­wech­sel fährt her­un­ter, eben­so der Ener­gie­ver­brauch, die Durch­blu­tung gerät ins Sto­cken. Mus­keln, Bän­der und Seh­nen wer­den nicht belas­tet. „Im End­ef­fekt führt das zu einem erhöh­ten Risi­ko für Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen. Auch das Risi­ko für Dia­be­tes Typ 2 steigt mit zuneh­men­der oder lang­an­hal­ten­der sit­zen­der Tätig­keit“, sagt Kindermann.

Fünf Tipps für mehr Dynamik

Des­halb ist es wich­tig, auch im Büro oder bei ande­ren bewe­gungs­ar­men Tätig­kei­ten mobil zu blei­ben. Oft zei­gen schon klei­ne Übun­gen gro­ße Wir­kung. Ste­fan Kin­der­mann hat fünf Tipps für mehr Bewe­gung im Arbeitsalltag:

Sitz­po­si­ti­on regel­mä­ßig ändern: Nach hin­ten leh­nen, nach vor­ne, die Kör­per­hal­tung ver­än­dern – auch Sit­zen selbst kann dyna­misch sein. Wich­tig ist, die Sitz­po­si­ti­on immer wie­der zu ver­än­dern. „Ger­ne auch ein­fach mal auf dem Stuhl flä­zen“, emp­fiehlt BG-Exper­te Kin­der­mann. Ent­schei­dend sei der regel­mä­ßi­ge Wech­sel. Vor allem an Tagen, an denen eine Video­kon­fe­renz die nächs­te jagt oder hoch­kon­zen­trier­tes Arbei­ten ange­sagt ist.

Auf­ste­hen: Mit einem höhen­ver­stell­ba­ren Schreib- oder Arbeits­tisch ist es ein­fach, zwi­schen­durch immer mal wie­der im Ste­hen zu arbei­ten. Eben­so sinn­voll sind kur­ze Arbeits­un­ter­bre­chun­gen, um auf­zu­ste­hen, den Kör­per zu stre­cken und ein paar Schrit­te zu gehen. „Es sind die klei­nen Din­ge“, sagt Kin­der­mann: Wer die Kol­le­gen im Büro neben­an besucht, statt anzu­ru­fen oder sich zwi­schen­durch einen Kaf­fee holen geht, muss dafür auf­ste­hen und kann neben­her ein paar Schrit­te sammeln.

Übun­gen ein­bau­en: Wer es sport­lich mag, kann über den Tag ver­teilt immer wie­der Übun­gen ein­bau­en. „Übun­gen mit dem eige­nen Kör­per­ge­wicht, etwa Lie­ge­stüt­zen oder Knie­beu­gen, sind eine gute Opti­on“, sagt Kin­der­mann. Der gute, alte „Ham­pel­mann“ eig­ne sich, um den Kreis­lauf in Schwung zu brin­gen. „Selbst ein Hula-Hoop-Rei­fen oder klei­ne Han­teln las­sen sich im Büro zum Ein­satz brin­gen. Wich­tig ist, dass es Spaß macht.“

Struk­tur rein­brin­gen: Damit die Bewe­gung im Arbeits­all­tag nicht auf der Stre­cke bleibt, ist Struk­tur wich­tig. Eine stünd­li­che Erin­ne­rung im Smart­phone oder E-Mail-Sys­tem kann Wun­der wir­ken. Auch Gemein­schaft hilft: Kin­der­mann kennt Betrie­be, in denen Mit­ar­bei­ten­de regel­mä­ßig vor Arbeits­be­ginn oder wäh­rend der Mit­tags­pau­se gemein­sam Gym­nas­tik­übun­gen machen oder eine Run­de um den Block gehen. Das ist neben­bei auch gut fürs Betriebsklima.

Ein­stel­lung ändern: Wer sei­ne Arbeit unter­bricht, um sich zu bewe­gen, ist weder faul noch unpro­duk­tiv. Im Gegen­teil: „Bewe­gungs­pau­sen tra­gen zum Erhalt von Gesund­heit und Arbeits­fä­hig­keit bei und kön­nen die Pro­duk­ti­vi­tät sogar stei­gern“, sagt Kin­der­mann. Er appel­liert ins­be­son­de­re an Füh­rungs­kräf­te, ihre Beschäf­tig­ten zu mehr Dyna­mik wäh­rend der Arbeits­zeit zu moti­vie­ren und mit gutem Bei­spiel voranzugehen.

Mehr davon im Podcast „Ganz sicher“

In der Fol­ge 34 des BG ETEM-Pod­casts „Ganz sicher“ spricht Ste­fan Kin­der­mann mit Mode­ra­to­rin Kat­rin Degen­hardt aus­führ­lich über das The­ma Sit­zen. Arbeits­schutz­ver­ant­wort­li­che erhal­ten kon­kre­te Infor­ma­tio­nen und Hin­wei­se dazu, war­um Abwechs­lung bei bewe­gungs­ar­men Tätig­kei­ten so wich­tig ist und wie sich der Arbeits­all­tag gesund gestal­ten lässt – mit eige­nen Mit­teln oder Unter­stüt­zung der BG ETEM.