22. November 2021. Sowohl im Büro als auch im Homeoffice leiden zahlreiche Office-Worker unter akustischen Störungen ihrer Arbeit. Wie es um die Geräuschkulisse tatsächlich bestellt ist, das wollte der Büroblog OFFICE ROXX von seinen Lesern wissen. Vom 1. bis 14. Oktober 2021 wurde dort eine Befragung durchgeführt. Die Ergebnisse lassen aufhorchen.
Die Leserumfrage „Raumakustik 2021“ bestand im Wesentlichen aus zehn Fragen. Im Auftrag der Akustik-Aktion Quiet please! sollte vor allem untersucht werden, welche Geräuschquellen im Büro besonders störend sind und welche Maßnahmen dagegen bereits ergriffen wurden oder noch geplant sind. Teilgenommen haben 428 Bürobeschäftigte aus Deutschland. Aufgrund ihrer Daten lässt sich nun ein realistisches Bild von der Situation in Deutschland zeichnen.
Jeder Dritte leidet unter akustischen Störungen
Etwa jeder Dritte (31 Prozent) der Befragten fühlt sich sehr durch akustische Störungen behindert. Die Mehrzahl (51 Prozent) nimmt diese Beeinträchtigungen zwar wahr, empfindet sie aber nur als mittelmäßig störend. Lediglich 18 Prozent fühlen sich im Office nicht durch die Akustik abgelenkt.
Ganz anders die Situation im Homeoffice: In der heimischen Arbeitsumgebung ist konzentriertes Arbeiten offenbar eher möglich – die meisten fühlen sich dort nur gering (31 Prozent) oder mittelmäßig (48 Prozent) durch Geräusche abgelenkt. Für 21 Prozent hingegen ist das Heimbüro keine geräuscharme Alternative zum Office.
Gespräche und Telefonate lenken am meisten ab
Größtes Akustikproblem in Büros sind längere Besprechungen, sofern sie nicht in einem Meetingraum stattfinden. Knapp sieben von zehn Umfrageteilnehmenden (66 Prozent) haben diese als sehr störend beschrieben. Danach folgen Telefonate (54 Prozent) und Kollegengespräche (39 Prozent). Für 30 Prozent stellen die Geräusche von Druckern bzw. Multifunktionsgeräten eine Lärmbelastung dar, knapp gefolgt von Tastaturklappern und Mausklicken (28 Prozent). Etwa jeder Fünfte (22 Prozent) fühlt sich sehr durch „andere menschliche Geräusche“ in seiner Arbeitsumgebung gestört. Dagegen wird die Nutzung von Aktenvernichtern nur von 19 Prozent als sehr störend empfunden. Nur 14 Prozent empfinden die Belüftung, etwa durch Klimaanlagen, als zu laut.
Konzentrationskiller und Kopfschmerzfaktor
Lärm verursacht Stress, und unter Stress wird Wissensarbeit anfällig für Fehler, weil die Konzentration fehlt. Diese Erfahrung hat mehr als die Hälfte der Befragten schon gemacht. Als Hauptsymptom, welches auf eine schlechte Raumakustik am Büroarbeitsplatz zurückgeführt werden kann, wurden daher auch Konzentrationsstörungen (51 Prozent) genannt. Darüber hinaus leidet gut jeder Dritte infolge akustischer Störungen unter Kopfschmerzen (32 Prozent).
Weitere Probleme sind Muskelverspannungen (29 Prozent) und Nervosität (28 Prozent). Außerdem gehören Schlafstörungen (zwölf Prozent), hoher Blutdruck (neun Prozent), Reizungen im Magen- und Darmbereich (acht Prozent) sowie Herz- und Kreislaufprobleme (sieben Prozent) zu den gesundheitlichen Leiden der Umfrageteilnehmenden. Allerdings: Jeder Zehnte (zehn Prozent) verspürt gar keine Symptome, die auf Lärm und Geräusche im Büro zurückzuführen sind.
Kopfhörer statt Ruhebereich
Um die Arbeitsleistung der Beschäftigten zu verbessern, sollten Unternehmen ausreichend Platz für konzentrierte Einzelarbeit bereitstellen. Doch solche Rückzugsorte scheint es oft nicht zu geben. Nur 30 Prozent der Befragten können sich in entsprechende Bereiche zurückziehen. Daher wird wohl auch immer häufiger zum Headset gegriffen. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) nutzt regelmäßig Kopfhörer, um seine Ruhe zu haben.
Wunsch nach mehr Zonierung
Um Gefährdungen und Beeinträchtigungen für die Gesundheit von Beschäftigten durch akustische Störungen zu vermeiden, gibt es eine Arbeitsschutzrichtlinie – die ASR A3.7 „Lärm“. In ihr sind klare Anforderungen an Büroräume definiert. Doch 78 Prozent der Befragten kennen diese ASR nicht, nur 22 Prozent haben schon einmal von ihr gehört.
Dennoch werden Maßnahmen zur Reduzierung der Geräusche in Office-Umgebungen ergriffen. So sind bei 28 Prozent der befragten Office-Worker Teppichböden im Einsatz. Danach folgen schallabsorbierende Lösungen wie Trennwände (25 Prozent), Decken- (neun Prozent) und Wandabsorber (fünf Prozent) sowie Vorhänge (sechs Prozent) oder spezielle Möbeloberflächen (vier Prozent).
„Im Großen und Ganzen ein positives Signal. Denn nur bei 18 Prozent wurden bisher keine Maßnahmen umgesetzt, um akustischen Störungen in ihrer Büroumgebung zu begegnen“, sagt Dr. Robert Nehring, Sprecher der Akustikaktion Quiet please!
Dennoch bleibt enormer Handlungsbedarf. Auch das zeigen die Ergebnisse der Leserumfrage. Ganz oben auf der Liste der baulichen Maßnahmen zur akustischen Optimierung von Büros steht der Wunsch nach mehr Zonierung durch Trennwände oder die Einrichtung von Einzelbüros (35 Prozent). Gut jeder Vierte (24 Prozent) will eine bessere Lärmschutzdämmung. Fast jeder Fünfte wünscht sich einen Teppichboden (19 Prozent). Aber auch mehr Rücksichtnahme durch Kollegen ist erwünscht (21 Prozent).
Kaum im Budget vorgesehen
Um die Raumakustik zu verbessern und damit die physischen und psychischen Belastungen der Mitarbeitenden weitgehend zu minimieren, sind Investitionen notwendig. Bei 57 Prozent der Befragten ist jedoch kein Geld dafür eingeplant. Drei Prozent aber wollen über 1.000 €, 15 Prozent bis zu 1.000 € und 13 Prozent bis zu 500 € investieren.
„Trotz der offensichtlichen Notwendigkeit raumakustischer Maßnahmen in Bezug auf Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität wird immer noch zu wenig gehandelt. Die Pandemie samt „Flucht“ ins Homeoffice mag das Thema Raumakustik in den Hintergrund gedrängt haben. Aber die meisten Office-Worker werden zurückkehren ins Büro. Und Büros wird es auch in Zukunft geben. Nur die Einrichtung muss sich verändern – auch hin zu einer besseren Raumakustik“, resümiert Dr. Robert Nehring.
Zur Studie
82 Prozent der 428 befragten Personen sind Büroangestellte, zwölf Prozent selbstständig. 31 Prozent sind als Office-Professionals tätig, 17 Prozent gehören einer Geschäftsführung an. Zehn Prozent arbeiten als Büroeinkäufer, neun Prozent als Architekten bzw. Planer. Hier waren Mehrfachnennungen möglich. 55 Prozent der Befragten sind männlich, 45 Prozent weiblich. Die Größe der Unternehmen, in denen die Umfrageteilnehmenden arbeiten, wurde wie folgt angegeben: 25 Prozent 1–10 Beschäftigte, 26 Prozent 11–100, 27 Prozent 101–1.000 und 22 Prozent über 1.000 Beschäftigte.
Das Deutsche Netzwerk Büro ist Partner der Initiative: Quiet please!