Das Deutsche Netzwerk Büro (DNB), ein nationaler Zusammenschluss von Spezialisten, Verbänden und Institutionen rund um die Arbeitswelt Büro sieht Handlungsbedarf für das Thema Arbeiten im Büro. Die Orgatec in Köln vom 23. bis 27.10.2012 ist dafür eine Kommunikationsplattform.
Milliardenverluste jährlich und ungenutzte Chancen. Technische Innovation alleine sichert Zukunft nicht. Ein Hebel für dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit steckt in einer neuen Betrachtung des Faktors Arbeit. Das Deutsche Netzwerk Büro (DNB), ein nationaler Zusammenschluss von Spezialisten, Verbänden und Institutionen rund um die Arbeitswelt Büro sieht Handlungsbedarf für das Thema Arbeiten im Büro. Die Orgatec in Köln vom 23. bis 27.10.2012 ist dafür eine Kommunikationsplattform. Das DNB verbindet Theorie mit Praxis und bietet konkrete Hilfen für gute Arbeit im Büro.
Köln, 22.10.2012
Bekannte Herausforderungen und neue Chancen
Gute Büroarbeit ist für DNB-Vorstand Bruno Zwingmann „eine wichtige Grundlage zur strategischen Entwicklung von Unternehmen“. Neben Währungsdebatte und Verschiebung wirtschaftlicher Gleichgewichte sowie den wachsenden Herausforderungen des globalen Wettbewerbs, kämpft der Standort Deutschland mit einem durchaus bekannten Problem. Die volkswirtschaftlichen Kosten der Arbeitsunfähigkeit schätzt die BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) auf jährlich 68 Mrd. Euro. Vor dem Hintergrund eines demografischen Wandels, der in Deutschland die Zahl der Erwerbstätigen in den nächsten Jahren rapide sinken lässt, ist es zudem dauerhaft nicht hinnehmbar, dass in Deutschland die Erwerbstätigenquote der 55 bis 65 Jährigen derzeit nur bei 56,2 % liegt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Grundsätzlich gilt es, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob bzw. unter welchen Bedingungen zukünftig „gute Arbeit“ und damit zusätzliche Potenziale, entwickelt werden können. „Wenn man“, so Zwingmann, „den Auguren und ihren Zukunftsprojektionen glaubt, dann kommt der Gesundheit als Triebkraft des nächsten Kondratieff-Wirtschaftszyklus eine überragende Rolle für die Arbeit und die Wirtschaft insgesamt zu.“ Damit kann man in der Tat davon ausgehen, dass die Qualität der Arbeit sowie Sicherheit und Gesundheit entscheidende Bedeutung für die Entwicklung der neuen Arbeit haben.
Antworten auf die Fragen der Zeit
Die beachtenswerte Studie „New Work Order“, die im Auftrag des Verbands Büro-, Sitz- und Objektmöbel (bso) zur Orgatec in Köln erscheint, weist auf die fundamentalen Veränderungen hin, der gerade die Arbeitswelt Büro unterliegt. 46 % der geleisteten Arbeitsstunden dienen bereits dem kommunikativen Austausch, 35 % der Zeit wird für Projektarbeiten verbraucht. Digitale Kommunikationsformen und mobile Endgeräte öffnen eine freie Wahl des Arbeitsortes und dem Büro kommt damit eine neue soziale Funktion zu. Wandel schafft aber auch stets Unsicherheit und mit steigenden Anforderungen an Kreativität, Flexibilität, Eigenverantwortung und Engagement erfährt der Faktor Mensch nicht nur eine entscheidende Bedeutung zu, sondern der Einzelne und ganze Gruppen stehen vor der Herausforderung zur Stärkung ihrer Resilienz. Hinter diesem Zauberwort verbirgt sich schlicht und einfach die Frage der Bewältigungsfähigkeit, mit der ein steigender Druck von außen aufgefangen werden kann. Die Politik hat hierzulande begonnen, auf die wachsende Bedeutung psychischer Belastungen zu reagieren. Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) wird in ihrem 5-Jahresprogramm ab 2013 die Aktivitäten von Bund, Ländern und gesetzlichen Unfallversicherungen in Verbindung mit gleichgerichteten Aktivitäten der gesetzlichen Krankenkassen bündeln. Belastungen abzubauen und Wohlbefinden zu fördern, bleiben für die Partner im DNB wesentliche Zukunftsaufgaben. Dazu zählt auch das wichtige Thema der Inklusion. Denn bei allen zukünftigen Diversity Diskussionen muss man sich vor Augen halten, dass derzeit rund 8 Mio. Menschen mit Behinderung in Deutschland leben, die weitgehend von der Arbeitswelt getrennt sind. Mit neuen Ideen zum Thema Universal-Design will das DNB Impulse zur aktiven Inklusion setzen.
Mittelstand braucht Bestand
Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist der Mittelstand. Hierzulande gibt es rund 2 Mio. kleine und mittelständische Unternehmen, die neben produzierenden Bereichen auch viele der rund 18 Mio. deutschen Büroarbeitsplätze stellen. Um diese Stütze der nationalen Wirtschaft gezielt zu fördern und die dortigen Potenziale im Büro optimal zu entwickeln, hat das DNB den Check „Gute Büroarbeit“ geschaffen. Gefördert durch das Bundesarbeitsministerium liegt hier ein abrufbares Kompendium vor, welches gerade in diesen Unternehmen dazu beitragen kann, die Qualität von Büroarbeit zu beurteilen und zu verbessern. Mit dem hier geschaffenen nationalen Qualitätsstandard haben aber nicht nur Anwender, Unternehmen und Interessensvertreter der Mitarbeiter ein einfach einsetzbares Mittel, um eine neue Qualität der Büroarbeit umzusetzen. Vielmehr gibt es neben dem Rüstzeug für die zukünftigen Herausforderungen an die Arbeit im Büro und damit die Wettbewerbsfähigkeit, auch Antworten auf Fragen, die mittelständische Unternehmen in ihrem Kern berühren. Für den Bereich der Finanzierung und damit das wichtige Thema Ratingsysteme, sind bei der Beurteilung von Unternehmen neben den üblichen Finanzkennzahlen mittlerweile auch 49 Fragen ausschlaggebend, die sich auf Unternehmensführung, Mitarbeiterführung, Arbeitsabläufe und Arbeitsgestaltung konzentrieren. Wenn es dann noch einer weiteren Begründung bedarf, weshalb gute Büroarbeit gerade im Mittelstand zunehmend wichtiger wird, dann ist es die Perspektive dieser Unternehmen. „Eine große Herausforderung“, so Zwingmann, „ist derzeit die der Unternehmensnachfolge. Jährlich taucht die Frage bei 20.000 bis 70.000 dieser Unternehmen auf und davon sind schätzungsweise ebenfalls jährlich 300.000 Arbeitsplätze betroffen.“ Das Fazit des DNB: Wenn hier bezüglich der Arbeitsplatzgestaltung die Hausaufgaben gemacht sind, sind zumindest organisatorisch wichtige Weichen für die Unternehmenszukunft gestellt.
Die Beschäftigung mit der Arbeitswelt Büro, so wie sie das DNB versteht und umsetzt, hat Konjunktur. Nicht umsonst wächst das Netzwerk kontinuierlich. Unlängst hat es in Dresden einen vielbeachteten Kongress zu den Potenzialen der neuen Arbeit veranstaltet und in Kürze trifft es sich zu seiner nächsten Jahrestagung in Berlin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, mithin an einem Ort, wo Entscheidungen im politischen und gesellschaftlichen Umfeld ihren Ausgang nehmen.
Kurzprofil des DNB
Der Zweck des Deutschen Netzwerk Büro (DNB) ist die Förderung der Qualität der Büroarbeit, insbesondere hinsichtlich der Gesundheit der Beschäftigten im Büro. Dabei geht es auch um innovative Gestaltungslösungen für die Büroarbeit.
Der Verein ist den Zielen der nationalen Initiative für eine neue Qualität der Arbeit (INQA) verpflichtet. Eine neue Qualität der Arbeit ist entscheidende Bedingung für die Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Zu diesem Zweck strebt das DNB eine Vernetzung und Kooperation aller an der Gestaltung der Büroarbeit Interessierten an.
Besondere Anliegen des DNB sind dabei Zusammenarbeit und Informationsaustausch der Mitglieder, die öffentliche und politische Aufmerksamkeit für die Qualität der Büroarbeit, die praktische Verbesserung vor Ort und regionale Aktivitäten des Netzwerks.